Erkrankungen der Verdauungsorgane
Diagnostische und interventionelle Endoskopie
Diagnostische und interventionelle Endoskopie
Die Klinik für Innere Medizin II – Gastroenterologie, Hepatologie und Diabetologie am Petrus-Krankenhaus bietet ein umfassendes Diagnose- und Therapiespektrum bei Erkrankungen der Verdauungsorgane. Hierbei kommt insbesondere endoskopischen Verfahren eine große Bedeutung zu.
Für die Durchführung endoskopischer Verfahren bestehen am Petrus-Krankenhaus beste Voraussetzungen. So werden die endoskopischen Untersuchungen von erfahrenen Fachärzten durchgeführt und von spezialisierten Pflegekräften unterstützt.
Die Endoskopie ist am Petrus-Krankenhaus in neuen Räumen untergebracht. Insgesamt stehen vier Untersuchungsräume für die Durchführung der endoskopischen Verfahren und Behandlungen zur Verfügung. Die technische und apparative Ausstattung ist hierbei auf international neuestem Stand. Neben NBI-fähigen Gastroskopen und Koloskopen („narrow band imaging“), eigener Single-Ballon-Enteroskopie, einer modernen Kapselendoskopie und neuen Duodenoskopen zur Durchführung von ERCPs besitzt die Klinik als einige der wenigen Institutionen die Möglichkeit, eine Cholangioskopie mittels „spy glass“ (Foto) durchführen zu können. Mit der „spy glass-Cholangioskopie" ist eine intraluminale Visualisierung der Gallenwege möglich. 2015 wurde auch das Verfahren der endoskopischen Vollwandresektion etabliert. Hierbei können ohne Bauchschnitt mit dem Endoskop kleine Tumore aus dem Darm unter Einbeziehung aller Wandschichten entfernt werden.
An der Klinik für Innere Medizin II wird ein 24-Stunden-Nofallendoskopie-Dienst vorgehalten, der durch gastroenterologische Fachärzte abgedeckt wird.

Bei der Koloskopie (Einsehen des ges. Dickdarmes (Kolon) sowie des endständigen Dünndarmes (Ileum) ), die mittels Endoskops erfolgt, ist zur sicheren und zuverlässigen Beurteilbarkeit eine gründliche Reinigung des Darmes Voraussetzung. Schleimhautunregelmäßigkeiten können dann zuverlässig erkannt und ggfs. sofort entfernt oder einer weiteren Behandlung zugeführt werden.
Diese Untersuchungsmethode ist das aussagekräftigste Verfahren zur unmittelbaren Erkennung von Dickdarmerkrankungen, insbesondere auch des Dickdarmkrebses. Die Untersuchung wird in der Regel unter Sedierung durchgeführt.
Mit der Endoskopischen Mukosaresektion (EMR) können frühe gastrointestinale Karzinome oder deren Vorstufen (z.B. polypoide Veränderungen) ebenso erfolgreich entfernt werden wie mit einer Operation. Bei der EMR wird das zu entfernende Geweben mit einer Flüssigkeit unterspritzt, danach kann die Schleimhautoberfläche mit einer Endoskopieschlinge abgetragen werden. In besonderen Fällen kann eine durchsichtige Kappe, die auf das Endoskop aufgesetzt wird, zu Hilfe genommen werden.
Bei der endoskopischen Vollwandresektion mit dem FTRD-System („Full Thickness Resection Device“) handelt es sich um ein Verfahren, bei dem es möglich ist, die komplette Wand eines Darmabschnittes endoskopisch zu resezieren. Das Verfahren eignet sich zur Entfernung von kleinen Tumoren oder Geschwülsten bis zu einer Größe von ca. 3 cm. Dabei wird ohne die Notwendigkeit eines Hautschnittes über ein Endoskop, das entweder über den Mund oder den Anus eingeführt wird, die Resektion durchgeführt.
Zugelassen ist das FTRD-System für die endoskopische Resektion von Veränderungen im Dickdarm, Magen und Zwölffingerdarm .Um eine Vollwandresektion durchführen zu können, wird auf das Endoskop eine durchsichtige Kappe aufgesetzt, in die eine Schlinge und eine Kralle integriert sind. Zunächst wird die zu entfernende Läsion mittels kleiner punktförmiger Koagulationsmarkierungen eingegrenzt.
Dann wird die Läsion in die Kappe unter Zuhilfenahme einer Greiferzange eingezogen. Nur wenn diese Mobilisation möglich ist, erfolgt das Umgreifen der Läsion mit der Schlinge, die Durchtrennung mit dem Koagulationsschneidestrom und dann der Verschluss mittels der integrierten beidseitigen Kralle.
Bei Verdacht auf Blutungen aus dem Dünndarm oder Dünndarmtumoren sowie unklaren Dünndarmerkrankungen lässt sich der Dünndarm mittels der Single Ballon Enteroskopie untersuchen. Je nach Fragestellung wird entweder über den Mund oder über den After untersucht. Das ca. 200cm lange Enteroskop wird vorzugswese durch den Magen in den Dünndarm geschoben, bei Verdacht auf eine Veränderung im unteren Dünndarm wird der Weg über den After durch den Dickdarm gewählt. Ein Ballontubus, der über das Enteroskop gestülpte ist, ermöglicht es, das Endoskop schrittweise bis weit in den Dünndarm vorzuschieben. Bei einer Kombination beider Zugangswege kann es sogar gelingen, den gesamten Dünndarm einzusehen. Über das Enteroskop können Gewebeproben gewonnen werden und Blutungen durch Koagulation (Strom & Wärme) gestillt werden. Sogar Polypen können abgetragen werden.
Trotz neuer antibiotischer Therapien treten bei der Pseudomembranösen Kolitis (Clostridium difficile-assoziierten Kolitis) häufig therapierefraktäre Verlaufsformen auf oder es kommt zu wiederholten Rückfällen der Erkrankung nach Beendigung der Antibiotika-Therapie.
Im Jahr 2013 wurde in einer hochrangig publizierten Studie die Stuhltransplantation als sehr effektives Verfahren zur Behandlung therapierefraktärer Verlaufsformen der Clostridium difficile-assoziierten Diarrhoe beschrieben. Dabei scheint dieses Verfahrens wirksamer zu sein als die medikamentösen Behandlungsoptionen. Die Stuhltransplantation (fäkaler Mikrobiomtransfer) kann in besonderen Fällen auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, bakterieller Fehlbesiedlung, Reizdarmsyndrom und anderen Erkrankungen angewandt werden.
Auch im Petrus-Krankenhaus wird die Stuhltransplantation durchgeführt. Wir verfügen in unserer Abteilung bereits über fundierte und insgesamt sehr gute Erfahrungen mit dieser Behandlungsmaßnahme. Dabei wird der aufbereitete Spenderstuhl in der Regel über ein Gastroskop in den Dünndarm des Patienten eingebracht.
Sollten Sie zu diesen Methode weitergehende Fragen haben, können sich Patienten und Angehörige gerne an uns wenden.
Die APC ist eine spezielle Methode zur thermischen Koagulation („Verkochung") krankhaften Gewebes durch einen Hochfrequenzstrom. Bei der APC wird dieser über ionisiertes Argongas („Argonplasma") geleitet.Diese Methode eignet sich zur endoskopischen Stillung leichterer Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt, besonders zur Stillung von Blutungen aus Angiodysplasien („Blutschwämmchen") der Schleimhaut, wobei diese dabei komplett verödet werden.Weiterhin kann die APC-Therapie zur thermischen Zerstörung erkrankter kleiner bis mittelgrosser Schleimhautbezirke eingesetzt werden.Ebenfalls ist die APC bestens zur Zerstörung am Rande der Abtragungsstelle von Polypen verbliebener erkrankter Gewebsreste geeignet
Ähnlich zu den Stentimplanationen am Herzen und in Blutgefäßen können auch Stents im Magen-Darm-Trakt eingesetzt werden.
Bei einem Stent handelt es sich um einen flexiblen Schlauch aus Metallgeflecht, der zusammengefaltet in den Körper eingeführt wird und sich dort dann entfaltet.
Mit Hilfe eines Stents können Engstelle in der Speiseröhre, den Magenausgang, dem Zwölffinderdarm, dem Dickdarm und auch in den Gallengängen erweitert und aufgehalten werden.
Unsere Klinik verfügt über ein breites Sortiment an Spezialstents in unterschiedlichen Größen für die jeweiligen Einsatzgebiete. Es gibt nicht ummantelte Stents und ummantelte Stents.
Aus Polypen können im Rahmen der Adenom-Karzinom-Sequenz bösartige Tumore (Karzinome) entstehen. Wenn Polypen noch im Krebs-Vorstadium entfernt werden (meist durch Polypektomie oder Mukosektomie möglich, ansonsten operativ), dann ist damit eine Krebsvorsorge getroffen.
Bei der endoskopischen Polypektomie werden die möglichen Krebsvorstufen zuerst mit Flüssigkeit unterspritzt, um danach mit einer Elektroschlinge entfernt zu werden. Darmkrebs kann hierdurch wirksam vorgebeugt werden. Die Schleimhaut des Darmes ist nicht mit Nerven versorgt, so dass man von dieser Abtragung nur wenig spürt.
Neuere Techniken wie die Endoskopische Submukosa-Dissektion (ESD) ermöglichen eine Abtragung ausgedehnterer Tumoren oder Turmorvorstufen. Dafür wird ebenfalls Flüssigkeit in die Schleimhaut gespritzt und danach wird mit einem speziellen Schneidewerkzeug die Schleimhaut unterhalb des Tumors in der Submukosa abgetrennt und diese so in einem Stück entfernt.
Bei der ÖGD (Ösophagogastroduodenoskopie) erfolgt die Untersuchung der Speiseröhre (Ösophagus), des Magens (Gaster) und des Zwölffingerdarms (Duodenum).
Dazu wird ein etwa 9 bis 13 mm durchmessendes Gerät mit einem komplexen technischen Innenleben durch die Mundhöhle bis in den vorderen Anteil des Dünndarmes geführt. Moderne Elektronik, Chip- und HDTV Videotechnik ermöglichen brilliante Bilder, externe Prozessoren modifizieren diese Bilder je nach Fragestellung. Der Videochip sowie die hohe Abwinkelbarkeit des Gerätes sichern die Beurteilung aller Anteile des eingesehenen Magendarmtraktes.
Über den Arbeitskanal kann instrumentiert werden und Eingriffe sowie Probenentnahmen können erfolgen. Die Untersuchung wird in der Regel unter Sedierung durchgeführt.
Erhebliche Schluckstörungen können durch eine Aussackung am Eingang der Speiseröhre, das sogenannte Zenker-Divertikel, verursacht werden. Hier kann heutzutage unter endoskopischer Sicht das Gewebe zwischen Divertikelwand und Speiseröhrenwand durchtrennt werden, wodurch die Symptome verschwinden.
Unter Zuhilfenahme der Endosonographie können risikoarm und weitestgehend schmerzfrei Gewebeproben zur Histologie oder Zytologie von innen gewonnen werden.
Dies ist besonders bei tief liegenden oder durch empfindliche Strukturen überlagerten Organen vorteilhaft wie Bauchspeicheldrüse oder neben der Aorta gelegenen Lymphknoten. Hierzu kann über den Arbeitskanal des Endoskops eine dünne Nadel in das zu untersuchende Gewebe vorgeschoben werden, um die Gewebeprobe zu gewinnen.
Unter Zuhilfenahme der Endosonographie lassen sich dauerhaft Flüssigkeiten aus pathologischen Hohlräumen ableiten, z.B. Pankreaspseudocysten in den Magen oder aus dem kleinen Becken in den Enddarm. Hierzu wird unter endosonografischer Sicht ein Stent in die zu entlastende Zyste eingebracht. Nachdem die Zyste zurückgebildet ist, kann der drainierende Stent wieder entfernt werden. In Notsituationen kann sogar eine transgastrale Gallenblasendrainage erfolgen. Hierbei wird eine spezieller Stent unter endosonographischer Kontrolle in die entzündete Gallenblase eingebracht.
Dies Technik der Endosonographie erlaubt es, hochauflösende, störungsarme und besonders aussagekräftige Bilder aus unmittelbarer Nähe der Zielorgane von innen zu gewinnen („Ultraschall von innen“).
Für den Patienten ähnelt die Untersuchung endoskopischen Interventionen und wird in Sedierung oder Kurznarkose durchgeführt. Fast alle Organe im Magen-Darm-Trakt bieten sich bei entsprechenden Fragestellungen für die Endosonographie an.
Bei der PTCD (Perkutane transhepatische Cholangiopancreaticographie und Drainage) handelt sich um eine äußere Ableitung der Galleflüssigkeit, wenn eine endoskopische oder operative Drainage der Gallenwege nicht möglich ist.
Zunächst wird unter sonographischer Kontrolle durch die Haut ein Gallengang in der Leber direkt punktiert und über einen Führungsdraht ein dünner Kunststoffschlauch in das Gallengangsystem oder, wenn technisch möglich, weiter über die Mündungsöffnung (Papille) in den Dünndarm eingebracht.
Hierüber kann die Galle entweder wieder korrekt in den Dünndarm abfließen oder nach außen abgeleitet werden und staut sich somit nicht mehr in das Blut zurück.
Klassische Indikationen für dieses Verfahren sind Gallenwegsverschlüsse, z.B. nach Magen Operationen oder durch Tumorinfiltrationen der Gallenwege oder des Dünndarmes.
Bei der ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreaticographie) werden Gallenwege und Bauchspeicheldrüsengang über ein durch den Mund eingeführtes Endoskop (Duodenoskop) untersucht.
Über eine Kontrastmittelgabe nach Eingehen in die genannten Gänge mittels einer Diagnostiksonde erfolgt eine radiologisch kontrollierte Anfärbung der jeweiligen Gangsysteme. Technisches Equipment ermöglicht z.B das Aufschneiden der Mündungsöffnung, nachfolgend das Entfernen von Steinen oder aber die Einlage von drainierenden Stents sowie Gewebeentnahmen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit einer Cholangioskopie, d.h. eine Direkt-Visualisierung des Gangsystemes durch Einführung einer Optik über den Instrumentierkanal des vor Ort liegenden Endoskopes („Spy Glass System“).